Es war nicht mehr ein Stück Leinen, das war schon ein richtiges Kleid! Zumindest sah es so aus, als Lita es auf der Couch ausbreitete, denn von außen waren die losen Nahtzugaben nicht zu sehen. Es ist irgendwie dunkel geworden, obwohl es eigentlich noch nicht so spät war. Das weiße Kleid schien zu leuchten und Lita legte es so an, als ob sie es von außen anprobierte. So tanzte sie durch das Zimmer zum großen Spiegel.
Als sie sich gerade fragte, ob sie eher einem Engel, einem Gespenst oder einer Prinzessin ähnelt, hörte sie ihre Oma ihren Namen rufen. Lita kehrte schnell zurück ins Wohnzimmer, legte das Kleid wieder auf die Couch und rollte seine Ärmel und dann den Rock des Kleides ein: „So, ruhe dich aus, mein Kleidchen, morgen werde ich dich weiter nähen!“.
Dann rannte sie auf die Terrasse, wo ihre Großmutter gerade alles unter das Dach brachte: es blitzte. Große Tropfen klopften Lita durch den Stoff auf die Schulter, als ob der Regen, wie ein alter Freund, ihr sagte: „Gut gemacht!“. Beim grollenden Donner räumte Lita die letzte Sitzunterlage rein.
Beim Rauschen des Sommerregens schlief Lita schnell ein. Feuchte Frische, Blütendufte und munterer Vogelgesang drangen zu Lita durch das Fenster hinein, als sie morgens früh aus ihrem Traum kam und die Augen noch geschlossen hatte. „Oh, es ist so schön hier bei Oma auf dem Lande!“, dachte Lita und öffnete ein bisschen ihre Augen. Sie streckte sich, dann bewegte sie ihre Finger und lachte: „Ich habe Muskelkater vom Nähen!“
Lita stellte ihre Füße auf den Boden und reimte einen Plan für heute: „Die Muskelkatze lass‘ ich liegen, Nähte werde ich versiegeln!“