Den Weg zurück schwebte Lita in gefühlt wenigen Wimpernschlägen. Früh am nächsten Morgen, flink geduscht und gefrühstückt, schnappte sie sich die Tonkanne, die Körner, einige Johannisbeerblätter, etwas Gemüse, einen Brotlaib und legte alles bis auf die Körner in einen Korb. Sie lief schnell wie ein Hase zum Näh-Häuschen, dort standen barfuß und barhuf die zwei Frauen und ein Schaf.
„Schau mal, Lita, unter den Bäumen entspringt die Quelle, entdeckt wurde sie von Anastasia Starzewa. Wir holen hier unser Wasser.“
„Da ist meine Tonkanne.“
„Sie ist aber nicht ganz leer. Was haben wir da? Vertrocknete Glaubenssätze, schimmeligen Zweifel und die Spuren der bitteren Erfahrungen… Du kannst sie beibehalten, wenn Du sie noch brauchst, oder auch auskippen und das Gefäß durchspülen.“
Lita reinigte gründlich die Kanne und füllte sie randvoll mit frischem Wasser aus dem Borne (altes Wort für Wasserquelle) auf. Sie trank erst einmal einen kleinen Schluck – die kühle Frische kam in Litas Mund, es fühlte sich so rein und belebend an! Sie
schloss ihre Augen, machte den zweiten – diesmal großen – Schluck aus der Kanne: Gänsehaut! Lebendige Kälte überkam Lita bis an die Ohrenspitzen, es wärmte ihr Herz, sie vergaß die Zeit, ihr Kopf ist auf einmal rein und heiter geworden, wie der tiefblaue Himmel jetzt war… Lita spürte, wie das Wasser in ihrem Mund sie mit der Quelle verbindet, sie fing an die Tiefe der Erde wahrzunehmen, wo die belebende Flüssigkeit herkam, sie hatte das Gefühl ein Teil von etwas Großem zu sein. Lita vibrierte unisono mit dem lebendigen All — „aouhmmmmm“…
Lektion