Kursinhalt
Kapitel 5 : Ausleitung
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Kapitel 6 : Anhang 1: Kleidershow am See
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Anhang 2 : Umnähen alter Kleidung
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Anhang 3 : Leinenanbau
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Anhang 4 : Ausbesserung des Bodensaumes
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Anhang 6 : Nadelkissen
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Anhang 7 : Ärmelformen
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Anhang 8 : Ärmelverlängerungen
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Anhang 9 : Zwickel
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Anhang 10 : Wissensquellen
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Anhang 11 : Farbbedeutungen
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Anhang 12 : Materialienliste
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Anhang 13 : Reparatur von Nähten und Gewebe
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Anhang 14 : Energiekleidung kaufen
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Neujahrsvideo 2024
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Geschützt: Energetisches Nähen
    Lektion

    Es war einmal eine Frau namens Lita, die eines Tages ihre Oma in einem winzigen Dorf (Sagsdorf) besuchen kam.
    Als sie aus dem Wald mit Lindenblüten und Brennnesseln für Tee herauskam, ging ihr eine andere Frau in einem ungewöhnlich langen und schönen türkisfarbenen Kleid entgegen.
    Lita konnte ihre Bewunderung nicht verstecken und fragte:
    „Hallo! Entschuldigung, wo haben Sie so ein wunderschönes Kleid her?“
    „Grüße Dich, liebe Frau! Danke! Das Kleid bzw. die beiden Kleider (eins ist noch darunter) nähte ich mit eigenen Händen.“
    „Oh, ich möchte mir auch solche Kleider nähen! Wie geht das? Könntest Du es mir bitte beibringen?“
    „Ich sehe, dass Du reinen Herzens fragst und Dein Wunsch echt ist. Siehst Du da vorne die Stelle, wo sich der Weg in drei teilt? Nimm den Weg zwischen zwei Birken. Zuvor jedoch streue dort ein paar Körner und sag: `Liebe Waldgeister in Vogelgestalt, bitte zeigt mir den Weg in den Wald!`“
    „Und was ist da im Wald?“
    „Da leben zwei weise Frauen, von denen ich gelernt habe, solche Kleider zu nähen. Sie werden es Dir auch beibringen, wenn Du mit reinem Herzen, lichten Gedanken, frisch gewaschen zu ihnen kommst und Geduld sowie ein paar Kräuter mitbringst. Der Weg wird Dich zu einem Häuschen führen, wo die beiden auf Dich warten werden.“
    „Das alles klingt irgendwie märchenhaft…“
    „Ist es auch! Deine Augen haben mein Kleid gesehen, sie sind also offen für ein Wunder, genauso wie Dein Herz. Und Deine Finger kribbeln nicht nur von den Brennnesseln, sie wollen eine Nadel halten, um eine zauberhafte Hülle für Deinen Körper zu erschaffen! Ich kenne das Gefühl und wünsche Dir gutes Gelingen. Auf Wiedersehen!“
    „Danke Dir und auf Wiedersehen!“
    Lita ging zum Haus ihrer Oma, trank mit ihr nach dem Abendessen einen wunderschönen duftenden Kräutertee und spürte das angenehme Kribbeln in den Fingern.

    Am nächsten Morgen wachte Lita sehr früh auf, geweckt durch die Sonne, die sie sanft streichelte und von den Vögeln, die ihr ins Ohr zwitscherten, dass heute der beste Tag ist. (Die Vögel zwitschern es übrigens jeden Tag und jeden Tag haben sie auch recht damit.) Sie wusch sich und ging gleich nach dem gemeinsamen Frühstück mit ihrer Oma in den Wald, dabei hielt sie in ihrer linken Faust Körner für die Vögel und in der rechten Hand die
    wohlriechende Zitronenminze aus Omas Garten.
    An der Gabelung öffnete sie die Faust und sagte leise:
    „Liebe Waldgeister in Vogelgestalt, bitte zeigt mir den Weg in den Wald!“
    Lange oder kurz, das kann sie nicht mehr sagen, folgte Lita dem Pfad, der sich zwischen den großen Bäumen schlängelte und am Rande mit dezenten und hübschen Waldblümchen geschmückt war, ging über eine kleine Holzbrücke über einen Bach und kam zu einer geräumigen Lichtung, wo ein Rundholzhaus mit kunstvoll geschnitzten Fensterrahmen-Verzierungen stand; anscheinend frisch geölt glänzte es goldig in der Sonne.
    Daneben graste ein weißes Schaf mit besonders schönen und klugen Augen.
    „Hallo, Lita! Herzlich willkommen! Ich heiße Karoline“, aus der sich öffnenden Tür lächelte sie eine Frau mit rötlich-goldenen Haaren an, die definitiv viel zu jung für eine „weise Frau“ aussah.
    „Hallo! … Karoline… Woher kennen Sie meinen Namen?“
    „Mein Mann ist ein kräftiger Magier. Er wusste, dass Du in unsere Nähstube zum Lernen kommst. Und zudem weiß jeder in so einem winzigen Dorf, dass Tante Hilde gerade von ihrer Enkelin besucht wird. Komm‘ bitte rein in die gute Stube! Wir können uns gerne duzen, wenn es für Dich in Ordnung ist.“
    „Ja, gerne!“
    Im Haus war es sehr gemütlich und hell, es roch angenehm nach Holz. Ein Ofen rechts vom Eingang, ein runder Tisch aus Vollholz am großen Fenster direkt gegenüber (das offen war und Lita roch sogar den feinen Jasminduft vom Busch da draußen), mehrere Stühle (auch alle aus Holz), zwei schmale Betten an jeder seitlichen Wand, eine bauchige Kommode mit drei großen Schubladen, eine Stehlampe mit hellgrünem Abatjour, ein paar Bilder, blumig-gemusterte Vorhänge, grob gehäkelte Teppiche. Rustikal, zeitlos natürlich.
    Aus dem Vorraum, wo eine Küche war, kam eine zweite weise Frau mit einer reinen und geerdeten Ausstrahlung. Sie trug eine Tee-Glaskanne in der Hand:
    „Hallo, Lita! Schön, dass Du da bist! Ich heiße Tatiana. Was führt Dich zu uns?“
    „Ich möchte gerne auch so ein Kleid in der Art, wie ihr sie trägt, nähen. Könnt ihr mir das bitte beibringen?“
    „Ja, sehr gerne! Lass uns aber erst mal zusammen einen Kräutertee trinken. Danke Dir für die Zitronenmelisse!“
    Tatiana fügte ein Teil des Melissenbündels in das heiße Wasser der Teekanne, das sich von den Kräutern bereits gold färbte. Karoline stellte einen großen Teller mit Nusskrokanten, Datteln und Plätzchen auf den Tisch:
    „Bitte kräftige Dich!“
    „Es ist so schön mit euch!“
    Lita trank aus ihrer Tasse einen warmen, sommerlich duftenden Schluck und aß ein Plätzchen. Dann holte Karoline eine Holz-Schatulle und stellte sie auf den Tisch:
    „Schau mal, das ist eine Zauber-Schatulle. Jedes Mal, wenn Du sie öffnest, zeigt sie Dir auf der Innenseite ihres Deckels eine Botschaft von uns. So bekommst Du eine Anleitung des jeweiligen Schrittes zum Nähen Deines Kleides.“